Hof Stadler

Hofportrait: Seit 22 Jahren betreiben Peter und Irmi Stadlerden Hof nach Demeter-Richtlinien.
Auf 34 Hektar Gesamtfläche ist eine ökologische Oase und damit Raum für vielfältiges Leben entstanden.

Der Hof Stadler liegt in Feldkirchen-Lacken, in einer schönen und lieblichen
Naturumgebung in Oberösterreich im Mühlviertler Hügelland, wenige Kilometer
vom Ufer der Donau entfernt. Peter und Irmi Stadler bewirtschaften den Hof seit
27 Jahren biologisch und seit 22 Jahren nach Demeter-Richtlinien.
Im Februar diesen Jahres waren wir mit der gesamten Projektleitung des
Bodenfruchtbarkeitsfonds und mit Sepp Braun, einem unserer Freunde und Partner,
vor Ort. Auf 34 Hektar Gesamtfläche ist eine ökologische Oase entstanden.
Ich ging über Streuobstwiesen mit vielfältigen Sorten an insgesamt vier Teichen vorbei.
Vier Heckenzüge wurden angelegt und 2021 ist eine Agroforstanlage mit 170 Bäumen
dazugekommen, wurde mir erzählt. Die Augen der Stadlers beginnen zu leuchten,
wenn sie von den
 vielen verschiedenen Vögeln, anderen Tieren und Pflanzen erzählen,
die sich auf dem Hof angesiedelt haben. Dem vielfältigen Leben Raum geben:
man kann auf dem Hof der Stadlers sehen, wie so etwas gehen kann.
Als ich mit Peter neben Fruchtbäumen auf einer Bank sass und auf einen der
Teiche blickte, wirkte das kleine Ökosystem so, als wäre es ganz natürlich entstanden,
als hätten die Stadlers es der Natur abgelauscht, wie sie auf diesem Fleckchen Erde
werden will. Nichts wirkt aufgezwungen oder grobklotzig in die Landschaft hineingepfahlt.
Man kann gut die Seele baumeln lassen an diesem Ort und die Schönheit
geniessen – ein kleines Erholungsgebiet sozusagen. Stolz zeigte uns Peter Stadler seine
Büchersammlung, die sich über mehrere Meter erstreckt, darunter auch viele
Bücher zum Boden.

Stadler Familie

Der Boden

Auf dem Acker haben wir uns den Boden der Stadlers anhand einer Spatenprobe
genauer angesehen, was ein Vergnügen war. Denn dabei wurde deutlich sichtbar, dass die oberen zwei Drittel der 30 Zentimeter tiefen Spatenprobe krümelig und locker waren ein deutlicher Indikator für ein reiches unterirdisches Leben.

Die grösseren Krümel zerfallen in kleinere Krümel, wenn man sie in der Hand zerreibt. Die krümelige Struktur bedeutet, dass der Boden dank der Aktivitäten von vielen Bodenlebewesen ein hohes Entwicklungsniveau erreicht hat, es bedeutet, dass er viel leisten kann. Zum Beispiel kann er wie ein Schwamm viel Wasser aufnehmen und es auch halten, was sowohl bei lange andauernden Dürreperioden, als auch bei starken Regenfällen vorteilhaft ist.

Er lässt in dieser krümeligen Struktur auch eine ausreichende Belüftung zu, was Fäulnisprozesse verhindert. Er hat ausserdem eine hohe Aggregatstabilität, was heisst, dass er sich nicht leicht in Wasser auflöst und somit vor der Ausschwemmung von Nährstoffen geschützt ist. Die h
ohe Aggregatstabilität wird durch Kittstoffe bewirkt, die durch Stoffwechselprozesse von Bodenlebewesen entstehen. Ein Grund mehr, sich gut um die Fütterung der Bodenlebewesen zu kümmern. Die mit dem blossen Auge leicht zu ermittelnde physikalische Beschaffenheit des Bodens sagt bereits sehr viel über seine Qualität und Gesundheit aus. Was aber ebenfalls Auskunft über den Zustand des Bodens gibt, ist sein Geruch: Ein gesunder krümeliger Boden stinkt nicht, er duftet vielmehr. Das fällt mir immer wieder auf und das Geruchserlebnis ist komplex. Schwer zu sagen, wonach er genau duftet, aber was man mit Sicherheit sagen kann: der Geruch ist angenehm und vielfältig. Mein Kollege Ulrich Hampl sagte mir, dass ihn die Komplexität nicht wundert, in ihr drückt sich seiner Ansicht nach die Vielfalt der verschiedenen Lebewesen aus, die den Boden bevölkern und wohl auch die Vielfalt der mineralischen Substanzen.

Wir sind beide davon überzeugt, dass man den Geruchssinn für die Qualität von Böden ebenso sensibilisieren könnte, wie man es bereits bei Wein seit langer Zeit macht. Damit wäre eine weitere Möglichkeit gegeben, über das eigene Erleben dem Boden näherzukommen und seine Qualität bzw. seinen Gesundheitszustand zu bestimmen und herauszufinden, was ihm vielleicht fehlt oder wovon er zu viel hat. Wir wollen im Bodenfruchtbarkeitsfonds diese Richtung der Qualitätsbestimmung von Boden jedenfalls weiter verfolgen.

Die Krümeltiefe, das heisst diejenige Tiefe, bis zu der die krümelige lockere Struktur des Bodens nach unten geht, lag Ende 2016 bei den Stadlers auf der Referenzfläche bei 15 Zentimetern und Ende 2020 bei 20 Zentimetern. Das ist eine beeindruckende Bodenentwicklung, wobei der Ausgangszustand von 15 Zentimetern schon gut war, normal sind eher um die zehn Zentimeter. Und er ist er noch deutlich besser geworden. Gleichzeitig zeigt sich, dass es hier noch grosses Entwicklungspotenzial gibt. Denn Ideal wäre, wenn die Krümelstruktur bis auf dreissig Zentimeter und darüber hinaus in die Tiefe geht und es den Bauern auch gelingt, diesen dann sehr guten Zustand ihres Bodens zu erhalten.

Eine positive Bodenentwicklung hat auch einen positiven Einfluss auf das Klima, denn die nach unten hin sich ausbreitende Krümelstruktur weisst auch darauf hin, dass der Boden langfristig gesehen dabei ist, CO2-Äquivalente in tieferen Bodenschichten einzulagern. Bodenaufbau ist Klimaschutz. Dadurch ist die Kooperation mit der Schweizer Stiftung myclimate möglich geworden. Unternehmen können sich über diese Stiftung freiwillig am Bodenaufbau unserer Partnerbetriebe beteiligen, indem sie ihre CO2- Bilanz ganz oder teilweise durch finanzielle Zuwendungen ausgleichen.

Wie haben die Stadlers diesen Entwicklungsschritt im Hinblick auf ihren Boden hinbekommen?

«Jedem ist ja eigentlich klar, was wir alle von der Landwirtschaft wollen. Damit wir diese Arbeit als Landwirte auch gut leisten können, bedarf es gänzlich anderer Rahmenbedingungen. Nicht länger dürfen wir mit unserem Ringen für eine gute Entwicklung alleine gelassen werden. Der Bodenfruchtbarkeitsfonds hat dies erkannt und so hoffen wir, dass dies eine Bewegung wird, in der jeder Mensch seine Mitverantwortung wahrnimmt. Leider hat sich gezeigt, dass es nicht genügt Bio einzukaufen. Es ist notwendig, gezielt Höfe in ihrer Entwicklung zu unterstützen, damit wir in die Richtung einer Landwirtschaft der Zukunft kommen.»
                                                                                                                                                    Irmgard Stadler

 StadlerBoden

Massnahmen am Boden

Die Stadlers haben vielseitige gut wurzelnde Hauptkulturen durch verschiedene Getreidearten, Kleegras sowie Leguminosen (Ackerbohne und Soja), oft mit Untersaaten, angebaut. Dies wurde regelmässig durch Zwischenfrüchte ergänzt, wodurch der Boden fast durchgehend begrünt war und damit die Bodenlebewesen ausreichend ernährt wurden. Hinzu kam eine sehr schonende Bodenbearbeitung, um das Bodenleben möglichst nicht zu stören oder zu schädigen. Die Bodenlockerung erfolgt mit dem Turielgerät, ein Häufelpflug, der auch mit der Unterstützung des Bodenfruchtbarkeitsfonds angeschafft wurde. Der Soja wird auf Dämmen kultiviert. Auf den Pflug wird aus Zeitnot nicht ganz verzichtet. Die Pflugtiefe ist flach bei 12 – 15cm, ansonsten wird zu manchen Kulturen mit einem Weichel-Schichtengrubber gelockert.

Besondere Aufmerksamkeit haben die Stadlers auf die Intensivierung der Arbeit mit biodynamischen Präparaten verwendet. Besonders bei der Arbeit mit Hornkieselpräparaten sehen die Stadlers Erfolge. Irmi Stadler beschreibt das anhand von Naturstimmungen: «Wenn man wahrnehmend durch die Natur geht, dann erlebt man eine grosse Dankbarkeit, die von ihr ausgeht. Man ist ja nicht immer offen für solche Wahrnehmungen bei all dem Stress, aber wenn das mal gelingt, dass man offen ist, dann erlebt man, dass ein Durst nach den Präparaten da ist, und wenn dieser Durst gestillt wird, dann ist das wie ein Jubilieren, was man da wahrnehmen kann.» Peter Stadler sind als Folge der intensivierten Präparatearbeit «Unterschiede in der Farbe aufgefallen, zum Beispiel beim Roggen, da ist es ein leicht rötliches Schimmern. Wenn der Roggen keimt, dann hat er ja auch diesen rötlichen Ton. Aber jetzt kommt dieses rötliche Schimmern auch in späteren Stadien der Entwicklung. Und bei der Gerste ist es eine stärkere Aufrichtekraft, die mir aufgefallen ist.» Von den Zuwendungen des Bodenfruchtbarkeitsfonds haben sie unter anderem einen Präparateturm gebaut, der zur Herstellung und Abfüllung der Präparate sehr hilfreich ist. Überhaupt hat das Geld aus dem Fonds dabei geholfen, dass sich die Stadlers entspannter und damit offener der Präparatearbeit zuwenden können. Das würden sie gern noch mehr intensivieren.

Wirtschaftlicher Druck

Als wirklichen Hemmschuh erleben die Stadlers die Arbeitsüberlastung gekoppelt mit dem finanziellen Druck, dem der Hof ausgesetzt ist. Sehr gern würden sie den Hof nach 36 Jahren weiter erhalten, aber sie haben Angst vor der vielen Arbeit, wenn sie älter werden und nicht mehr so viel leisten können. In Oberösterreich ist es immer noch die konventionelle Landwirtschaft, die von der Politik gewollt ist. «Wir sind die, die in der Werbung und für das gute Image gezeigt werden, aber nicht die, die wirkliche Unterstützung erfahren. Das Höfesterben wird immer noch als normal betrachtet und in der Entwicklung in Kauf genommen.» Sehr gern würden sie den Bestand ihrer 30 Zuchtsauen und ihrer Ferkel deutlich reduzieren, um sich noch intensiver um die Fruchtbarkeit der Böden kümmern zu können. Aber das geht zurzeit noch nicht. Die Stadlers nehmen an dem Projekt «Richtig Rechnen» teil, das in der Pilotphase II als innovatives Element in den Bodenfruchtbarkeitsfonds integriert wurde. Durch die dort zum Einsatz kommenden Instrumente der Wertermittlung wissen sie besser, was sie als Bauern für das Gemeinwohl eigentlich leisten und was diese Leistungen eigentlich wert wären. Das löst bei ihnen erst einmal gemischte Gefühle aus, einerseits macht es sie traurig, weil die fehlende Wertschätzung ihrer Arbeit durch die Politik und die Gesellschaft ihnen das Leben schwer macht. Andererseits sind sie sehr froh, dass sie Partnerbetrieb des Bodenfruchtbarkeitsfonds sind und dankbar für die finanzielle Unterstützung. Und sie hoffen, dass über den Bodenfruchtbarkeitsfonds und den dort eingerichteten Ausgleichsfonds in Zukunft sämtliche Nachhaltigkeitsleistungen erstattet werden können. Damit hätten sie die Möglichkeit, ihren Hof in den nächsten Jahren noch weiter zu entwickeln.

Wir wünschen den Stadlers alles Gute für die Zukunft und allen unseren Partnerhöfen, dass sich genügend Unterstützer finden, die über unseren Ausgleichsfonds die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern in Würde möglich machen.

BetriebsspiegelStadler

Autor: Christopher Schümann

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Hof Stadler

Hofportrait: Seit 22 Jahren betreiben Peter und Irmi Stadlerden Hof nach Demeter-Richtlinien.
Auf 34 Hektar Gesamtfläche ist eine ökologische Oase und damit Raum für vielfältiges Leben entstanden.

Der Hof Stadler liegt in Feldkirchen-Lacken, in einer schönen und lieblichen
Naturumgebung in Oberösterreich im Mühlviertler Hügelland, wenige Kilometer
vom Ufer der Donau entfernt. Peter und Irmi Stadler bewirtschaften den Hof seit
27 Jahren biologisch und seit 22 Jahren nach Demeter-Richtlinien.
Im Februar diesen Jahres waren wir mit der gesamten Projektleitung des
Bodenfruchtbarkeitsfonds und mit Sepp Braun, einem unserer Freunde und Partner,
vor Ort. Auf 34 Hektar Gesamtfläche ist eine ökologische Oase entstanden.
Ich ging über Streuobstwiesen mit vielfältigen Sorten an insgesamt vier Teichen vorbei.
Vier Heckenzüge wurden angelegt und 2021 ist eine Agroforstanlage mit 170 Bäumen
dazugekommen, wurde mir erzählt. Die Augen der Stadlers beginnen zu leuchten,
wenn sie von den
 vielen verschiedenen Vögeln, anderen Tieren und Pflanzen erzählen,
die sich auf dem Hof angesiedelt haben. Dem vielfältigen Leben Raum geben:
man kann auf dem Hof der Stadlers sehen, wie so etwas gehen kann.
Als ich mit Peter neben Fruchtbäumen auf einer Bank sass und auf einen der
Teiche blickte, wirkte das kleine Ökosystem so, als wäre es ganz natürlich entstanden,
als hätten die Stadlers es der Natur abgelauscht, wie sie auf diesem Fleckchen Erde
werden will. Nichts wirkt aufgezwungen oder grobklotzig in die Landschaft hineingepfahlt.
Man kann gut die Seele baumeln lassen an diesem Ort und die Schönheit
geniessen – ein kleines Erholungsgebiet sozusagen. Stolz zeigte uns Peter Stadler seine
Büchersammlung, die sich über mehrere Meter erstreckt, darunter auch viele
Bücher zum Boden.

Stadler Familie

Der Boden

Auf dem Acker haben wir uns den Boden der Stadlers anhand einer Spatenprobe
genauer angesehen, was ein Vergnügen war. Denn dabei wurde deutlich sichtbar, dass die oberen zwei Drittel der 30 Zentimeter tiefen Spatenprobe krümelig und locker waren ein deutlicher Indikator für ein reiches unterirdisches Leben.

Die grösseren Krümel zerfallen in kleinere Krümel, wenn man sie in der Hand zerreibt. Die krümelige Struktur bedeutet, dass der Boden dank der Aktivitäten von vielen Bodenlebewesen ein hohes Entwicklungsniveau erreicht hat, es bedeutet, dass er viel leisten kann. Zum Beispiel kann er wie ein Schwamm viel Wasser aufnehmen und es auch halten, was sowohl bei lange andauernden Dürreperioden, als auch bei starken Regenfällen vorteilhaft ist.

Er lässt in dieser krümeligen Struktur auch eine ausreichende Belüftung zu, was Fäulnisprozesse verhindert. Er hat ausserdem eine hohe Aggregatstabilität, was heisst, dass er sich nicht leicht in Wasser auflöst und somit vor der Ausschwemmung von Nährstoffen geschützt ist. Die h
ohe Aggregatstabilität wird durch Kittstoffe bewirkt, die durch Stoffwechselprozesse von Bodenlebewesen entstehen. Ein Grund mehr, sich gut um die Fütterung der Bodenlebewesen zu kümmern. Die mit dem blossen Auge leicht zu ermittelnde physikalische Beschaffenheit des Bodens sagt bereits sehr viel über seine Qualität und Gesundheit aus. Was aber ebenfalls Auskunft über den Zustand des Bodens gibt, ist sein Geruch: Ein gesunder krümeliger Boden stinkt nicht, er duftet vielmehr. Das fällt mir immer wieder auf und das Geruchserlebnis ist komplex. Schwer zu sagen, wonach er genau duftet, aber was man mit Sicherheit sagen kann: der Geruch ist angenehm und vielfältig. Mein Kollege Ulrich Hampl sagte mir, dass ihn die Komplexität nicht wundert, in ihr drückt sich seiner Ansicht nach die Vielfalt der verschiedenen Lebewesen aus, die den Boden bevölkern und wohl auch die Vielfalt der mineralischen Substanzen.

Wir sind beide davon überzeugt, dass man den Geruchssinn für die Qualität von Böden ebenso sensibilisieren könnte, wie man es bereits bei Wein seit langer Zeit macht. Damit wäre eine weitere Möglichkeit gegeben, über das eigene Erleben dem Boden näherzukommen und seine Qualität bzw. seinen Gesundheitszustand zu bestimmen und herauszufinden, was ihm vielleicht fehlt oder wovon er zu viel hat. Wir wollen im Bodenfruchtbarkeitsfonds diese Richtung der Qualitätsbestimmung von Boden jedenfalls weiter verfolgen.

Die Krümeltiefe, das heisst diejenige Tiefe, bis zu der die krümelige lockere Struktur des Bodens nach unten geht, lag Ende 2016 bei den Stadlers auf der Referenzfläche bei 15 Zentimetern und Ende 2020 bei 20 Zentimetern. Das ist eine beeindruckende Bodenentwicklung, wobei der Ausgangszustand von 15 Zentimetern schon gut war, normal sind eher um die zehn Zentimeter. Und er ist er noch deutlich besser geworden. Gleichzeitig zeigt sich, dass es hier noch grosses Entwicklungspotenzial gibt. Denn Ideal wäre, wenn die Krümelstruktur bis auf dreissig Zentimeter und darüber hinaus in die Tiefe geht und es den Bauern auch gelingt, diesen dann sehr guten Zustand ihres Bodens zu erhalten.

Eine positive Bodenentwicklung hat auch einen positiven Einfluss auf das Klima, denn die nach unten hin sich ausbreitende Krümelstruktur weisst auch darauf hin, dass der Boden langfristig gesehen dabei ist, CO2-Äquivalente in tieferen Bodenschichten einzulagern. Bodenaufbau ist Klimaschutz. Dadurch ist die Kooperation mit der Schweizer Stiftung myclimate möglich geworden. Unternehmen können sich über diese Stiftung freiwillig am Bodenaufbau unserer Partnerbetriebe beteiligen, indem sie ihre CO2- Bilanz ganz oder teilweise durch finanzielle Zuwendungen ausgleichen.

Wie haben die Stadlers diesen Entwicklungsschritt im Hinblick auf ihren Boden hinbekommen?

«Jedem ist ja eigentlich klar, was wir alle von der Landwirtschaft wollen. Damit wir diese Arbeit als Landwirte auch gut leisten können, bedarf es gänzlich anderer Rahmenbedingungen. Nicht länger dürfen wir mit unserem Ringen für eine gute Entwicklung alleine gelassen werden. Der Bodenfruchtbarkeitsfonds hat dies erkannt und so hoffen wir, dass dies eine Bewegung wird, in der jeder Mensch seine Mitverantwortung wahrnimmt. Leider hat sich gezeigt, dass es nicht genügt Bio einzukaufen. Es ist notwendig, gezielt Höfe in ihrer Entwicklung zu unterstützen, damit wir in die Richtung einer Landwirtschaft der Zukunft kommen.»
                                                                                                                                                    Irmgard Stadler

 StadlerBoden

Massnahmen am Boden

Die Stadlers haben vielseitige gut wurzelnde Hauptkulturen durch verschiedene Getreidearten, Kleegras sowie Leguminosen (Ackerbohne und Soja), oft mit Untersaaten, angebaut. Dies wurde regelmässig durch Zwischenfrüchte ergänzt, wodurch der Boden fast durchgehend begrünt war und damit die Bodenlebewesen ausreichend ernährt wurden. Hinzu kam eine sehr schonende Bodenbearbeitung, um das Bodenleben möglichst nicht zu stören oder zu schädigen. Die Bodenlockerung erfolgt mit dem Turielgerät, ein Häufelpflug, der auch mit der Unterstützung des Bodenfruchtbarkeitsfonds angeschafft wurde. Der Soja wird auf Dämmen kultiviert. Auf den Pflug wird aus Zeitnot nicht ganz verzichtet. Die Pflugtiefe ist flach bei 12 – 15cm, ansonsten wird zu manchen Kulturen mit einem Weichel-Schichtengrubber gelockert.

Besondere Aufmerksamkeit haben die Stadlers auf die Intensivierung der Arbeit mit biodynamischen Präparaten verwendet. Besonders bei der Arbeit mit Hornkieselpräparaten sehen die Stadlers Erfolge. Irmi Stadler beschreibt das anhand von Naturstimmungen: «Wenn man wahrnehmend durch die Natur geht, dann erlebt man eine grosse Dankbarkeit, die von ihr ausgeht. Man ist ja nicht immer offen für solche Wahrnehmungen bei all dem Stress, aber wenn das mal gelingt, dass man offen ist, dann erlebt man, dass ein Durst nach den Präparaten da ist, und wenn dieser Durst gestillt wird, dann ist das wie ein Jubilieren, was man da wahrnehmen kann.» Peter Stadler sind als Folge der intensivierten Präparatearbeit «Unterschiede in der Farbe aufgefallen, zum Beispiel beim Roggen, da ist es ein leicht rötliches Schimmern. Wenn der Roggen keimt, dann hat er ja auch diesen rötlichen Ton. Aber jetzt kommt dieses rötliche Schimmern auch in späteren Stadien der Entwicklung. Und bei der Gerste ist es eine stärkere Aufrichtekraft, die mir aufgefallen ist.» Von den Zuwendungen des Bodenfruchtbarkeitsfonds haben sie unter anderem einen Präparateturm gebaut, der zur Herstellung und Abfüllung der Präparate sehr hilfreich ist. Überhaupt hat das Geld aus dem Fonds dabei geholfen, dass sich die Stadlers entspannter und damit offener der Präparatearbeit zuwenden können. Das würden sie gern noch mehr intensivieren.

Wirtschaftlicher Druck

Als wirklichen Hemmschuh erleben die Stadlers die Arbeitsüberlastung gekoppelt mit dem finanziellen Druck, dem der Hof ausgesetzt ist. Sehr gern würden sie den Hof nach 36 Jahren weiter erhalten, aber sie haben Angst vor der vielen Arbeit, wenn sie älter werden und nicht mehr so viel leisten können. In Oberösterreich ist es immer noch die konventionelle Landwirtschaft, die von der Politik gewollt ist. «Wir sind die, die in der Werbung und für das gute Image gezeigt werden, aber nicht die, die wirkliche Unterstützung erfahren. Das Höfesterben wird immer noch als normal betrachtet und in der Entwicklung in Kauf genommen.» Sehr gern würden sie den Bestand ihrer 30 Zuchtsauen und ihrer Ferkel deutlich reduzieren, um sich noch intensiver um die Fruchtbarkeit der Böden kümmern zu können. Aber das geht zurzeit noch nicht. Die Stadlers nehmen an dem Projekt «Richtig Rechnen» teil, das in der Pilotphase II als innovatives Element in den Bodenfruchtbarkeitsfonds integriert wurde. Durch die dort zum Einsatz kommenden Instrumente der Wertermittlung wissen sie besser, was sie als Bauern für das Gemeinwohl eigentlich leisten und was diese Leistungen eigentlich wert wären. Das löst bei ihnen erst einmal gemischte Gefühle aus, einerseits macht es sie traurig, weil die fehlende Wertschätzung ihrer Arbeit durch die Politik und die Gesellschaft ihnen das Leben schwer macht. Andererseits sind sie sehr froh, dass sie Partnerbetrieb des Bodenfruchtbarkeitsfonds sind und dankbar für die finanzielle Unterstützung. Und sie hoffen, dass über den Bodenfruchtbarkeitsfonds und den dort eingerichteten Ausgleichsfonds in Zukunft sämtliche Nachhaltigkeitsleistungen erstattet werden können. Damit hätten sie die Möglichkeit, ihren Hof in den nächsten Jahren noch weiter zu entwickeln.

Wir wünschen den Stadlers alles Gute für die Zukunft und allen unseren Partnerhöfen, dass sich genügend Unterstützer finden, die über unseren Ausgleichsfonds die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern in Würde möglich machen.

BetriebsspiegelStadler

Autor: Christopher Schümann

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