Heggelbacher Hof

EIN GROSSES EXPERIMENTIERFELD

Für dieses Hofporträt habe ich einige Stunden mit Florian Reyer verbracht. Er zeigte mir den Boden, der voller Wurmlöcher war, und andere Bereiche des Hofes. Schnell wurde klar, dass die Menschen von der Hofgemeinschaft Heggelbach Freude an Innovation haben und experimentierfreudig in ganz unterschiedlichen Bereichen sind. Wir sprachen über vieles, auch darüber, dass einseitiges industrielles Denken in der Landwirtschaft überwunden und durch ein komplexeres, dem Leben mehr gerecht werdendes Denken ersetzt werden muss. Davon wird für die Zukunft viel abhängen. Darin sind wir uns einig. Wie eigentlich immer hatte ich auch nach diesem Hofbesuch das Gefühl, dass ich nur einen Bruchteil dessen gesehen und erfahren habe, was dieses eindrucksvolle Hofprojekt ausmacht.

Die Hofgemeinschaft Heggelbach liegt ganz in der Nähe des Bodensees in Herdwangen-Schönach, etwa fünfzehn Kilometer von Überlingen entfernt. Der Hof wird seit über 30 Jahren gemeinschaftlich bewirtschaftet. Am Anfang standen drei junge Familien, die den Hof gekauft haben, um gemeinsam biologisch-dynamisch zu wirtschaften und davon zu leben. Inzwischen wird der Hof von sechs Familien mit 12 verantwortlichen Mitarbeitern bewirtschaftet. Insgesamt arbeiten etwa 30 Menschen auf dem Hof. Entstanden ist ein sehr vielfältiger Betrieb mit hoher Produktivität. Neben dem Getreide- und Futterbau werden verschiedene Gemüse in vielfältiger Fruchtfolge angebaut. Ausserdem gibt es eine Gemüse- Aufbereitung und Verarbeitung, eine Milchkuhherde, Mastschweine, eine Käserei und eine Backstube. Neuerdings werden auch Blumen angebaut, die zu Sträussen gebunden und auf dem Wochenmarkt und in einem Bioladen verkauft werden. Auch die nachhaltige Energieerzeugung ist ein wichtiges Thema. Und in drei Ferienwohnungen unterschiedlicher Grösse können Gäste das Leben auf dem Hof miterleben und geniessen.

Sämtliche gewerblichen Tätigkeiten und Bereiche sind in der Heggelbach Süd GbR zusammengefasst. Die Kühe werden ausschliesslich mit Gras, Klee und Heu gefüttert. Das gefällt nicht nur den Kühen, sondern ist auch Grundlage für die herausragende Qualität beim Käse, die von vielen Kunden sehr geschätzt wird.

Betriebsspiegel
95 ha Ackerland, davon ca. 27 ha Kleegras als Futter für die Kühe und Rinder
20 ha Gemüse mit Rote Bete, Sellerie, Pastinaken, Wurzelpetersilie, Zwiebeln, Lauchzwiebeln und Zuckermais auf ca. 12 ha Speisekartoffeln
30 ha Getreide, hauptsächlich Triticale und Winterweizen im Gemenge mit Wintererbsen und Untersaaten
5 ha Ackerbohnen, ebenfalls mit Untersaat angesät
50 Kühe, ein Stier und dessen Nachkommen
240 Mastschweine

Ackerland, davon ca. 27 ha Kleegras als Futter für die Kühe und Rinder

Gemüse mit Rote Bete, Sellerie, Pastinaken, Wurzelpetersilie, Zwiebeln, Lauchzwiebeln und Zuckermais auf ca. 12 ha Speisekartoffeln

Getreide, hauptsächlich Triticale und Winterweizen im Gemenge mit Wintererbsen und Untersaaten

Ackerbohnen, ebenfalls mit Untersaat angesät

Kühe, ein Stier und dessen Nachkommen

Mastschweine

INTERESSIERT AN LANGFRISTIGEN BEZIEHUNGEN

Der Hof arbeitet seit vielen Jahren sehr partnerschaftlich und erfolgreich mit dem Naturkosthändler Bodan in Überlingen zusammen, der das Gemüse und den Käse im süddeutschen Raum an viele Naturkostläden verteilt. Gemeinsam mit Bodan und anderen Biobetrieben der Region war der Hof an der Gründung des Netzwerks WIR Bio Power Bodensee beteiligt.

Mit den Firmen Feneberg im Allgäu und EDEKA Südwest konnte ebenfalls eine langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit aufgebaut werden. Eine Direktvermarktung bietet der Heggelbachhof für Gastronomen aus der Umgebung und die Kurkliniken in Überlingen an, welche seit vielen Jahren zweimal in der Woche mit Gemüse und Käse beliefert werden.

REGENERATIVE ENERGIEGEWINNUNG

Der Heggelbachhof will einen konkreten und praktischen Beitrag zur Energiewende leisten und hat dafür ein Energiekonzept entwickelt und umgesetzt, das schon eine beeindruckende Form angenommen hat, aber immer noch weiterentwickelt wird.

Die Wärme und ein Teil der Elektrizität werden durch eine Holz-Kraft-Anlage (Holzvergaser) produziert, die 100 KW thermische und 45 KW elektrische Leistung erzeugen kann. Ab dem Jahr 2006 wurden schrittweise mehrere Photovoltaikdachanlagen gebaut. Für die Umsetzung des nachhaltigen Energiekonzeptes und die Nutzung nachwachsender Rohstoffe wurde die Hofgemeinschaft Heggelbach 2009 von Eurosolar mit dem Deutschen Solarpreis 2009 ausgezeichnet.

Auf einem der Äcker wurde im Jahr 2016 eine 2500 m2 grosse Forschungsanlage zur Doppelnutzung von Energiegewinnung und landwirtschaftlicher Produktion installiert. Als weiterführendes Forschungsthema wurde 2018 gemeinsam mit den Elektrizitätswerken Schönau EWS und der Baywa r.e. ein 150 kWh Akku- Speicher in Betrieb genommen. Für die Zukunft ist geplant, nach und nach den Verbrauch an die eigene Stromerzeugung bzw. die Nutzung des Speichers anzupassen.

Die Wärme des Holzvergasers wird in sämtliche Gebäude des Hofes über ein Wärmenetz verteilt. Zusätzlich gibt es einen Pufferspeicher, der kurze Stillstände des Blockheizkraftwerks überbrücken kann. Das Wärmenetz wird systematisch ausgebaut, um eine möglichst effiziente Nutzung der Wärme zu erreichen. Neben den Wohnhäusern wird die Heutrocknung mit Wärme versorgt und mit dem Neubau der Käserei kann auch dieser Arbeitsbereich mit eigener Wärme versorgt werden.

BODENFRUCHTBARKEIT

Ein wesentliches Element in der Pflege der Bodenfruchtbarkeit ist eine vielseitige und abwechslungsreiche Fruchtfolge. Eine möglichst ganzjährige Bodenbedeckung mit verschiedensten Pflanzen oder Mulch durch das ganze Jahr soll helfen, Nährstoffverluste und Erosion zu vermeiden. Die Bodenbearbeitung wird auf die jeweilige Bodenstruktur abgestimmt.

Der anfallende hofeigene Rinder- und Schweinemist wird kompostiert und mit der Rindergülle als Düngung verwendet. Er wird so ausgebracht, dass die Pflanzen die Nährstoffe aufnehmen können und lebend einbauen. Der Acker wird mit möglichst geringen Fahrzeuggewichten und nur in einem Zustand befahren, der eine minimale Verdichtung ermöglicht. Die Bodenbearbeitung ist dabei flach wendend mit dem Schälpflug, tiefer wird nur mit dem Grubber gelockert.

Der Heggelbachhof ist ein Demeter-Betrieb und verwendet daher biologisch-dynamische Präparate, die auf dem Hof selbst hergestellt werden. Es gibt zwei Sorten von Präparaten: Die sogenannten Kompostpräparate, die dem natürlichen Dünger in Form von Mist, Pflanzenkompost oder Gülle zugegeben und über diesen Weg auf die Felder und an die Pflanzen gebracht werden.

Ausserdem die Spritzpräparate, welche rhythmisch im Wasser verrührt und auf den Feldern ausgespritzt werden. Das Einrühren erfolgt mit geringen Präparatemengen und in bestimmten Rhythmen, weshalb die Arbeit mit den Präparaten auch als Homöopathie für den Boden bezeichnet werden kann. Hornmist (P 500) regt die Bodenaktivität an, fördert Wurzelwachstum und aktiviert das Eigenleben des Bodens. Hornkiesel (P 501) fördert und ordnet den Stoffwechsel der Pflanzen (Photosynthese), stärkt die Widerstandskraft gegenüber Schädlingen und fördert harmonische Wachstums- und Reifeprozesse sowie die Lagerfähigkeit.
Ein weiteres Element ist bei der Hofgemeinschaft Heggelbach die Flächenrotte. Dabei werden Zwischenfrüchte ganz flach in den Boden eingearbeitet und zerkleinert. Durch den Prozess entsteht eine sehr gute Bodenstruktur mit hoher Nährstoffverfügbarkeit. Auf über 20 Hektar wird Gemüse angebaut, was eine Herausforderung darstellt. Schliesslich will man möglichst viel von den stark zehrenden Kulturen ernten und gleichzeitig den Boden verbessern.

Seit etwa zwei Jahren laufen dazu Versuche mit der Methode Biostrip-Till. Dabei werden zwischen den Gemüsereihen Streifen mit Leguminosen und Getreide angelegt. Das soll für eine hohe Photosyntheseleistung, also Durchwurzelung und Bewuchs, auch in der Zeit sorgen, wo die Gemüsepflanzen noch klein sind, und es sollen sich dadurch auch andere Bodenfunktionen wie der Erosionsschutz verbessern.

Um das machen zu können, wurde passende Technik angeschafft und auf die individuellen Verhältnisse hin umgebaut, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Wie wirkt sich das System auf die Gemüseerträge aus? «Bisher ist es noch in der Versuchsphase, wir lernen ständig dazu. Bisher haben wir eher weniger Erträge gehabt, weil wir auch Fehler gemacht haben. Wir müssen das System in den nächsten Jahren weiterentwickeln und dann kann ich mir vorstellen, dass wir die Erträge halten, oder sogar verbessern können. Wir machen das auch, um Wetterextreme besser abpuffern zu können. Wir versprechen uns also insbesondere langfristig Vorteile davon», sagt Florian Reyer.

Ungewöhnlich sind auch die Experimente im Kartoffelbau. Auch hier wird mit Untersaaten gearbeitet: «Im Dammtal säen wir eine Mischung aus Gras, Spitzwegerich und ein wenig Klee. Darauf fahren wir dann auch bei der Ernte. Und auf den Dammflanken und auf der Dammspitze säen wir eine vielfältige blühende Mischung aus Sonnenblumen, Ölleinen, Phazelia und anderen Pflanzen, die dann den Damm begrünen, sobald das Laub der Kartoffel beginnt abzusterben.»

Ein weiterer Effekt ist, dass die Begleitpflanzen die Drahtwürmer von den Kartoffeln weglocken sollen. Ausserdem schützt die Begrünung die Dämme vor Erosion, was bei starkem Regen früher immer ein Problem darstellte. Der Ernteertrag ist bisher bei dieser Anbaumethode stabil geblieben.

SOZIALES LEBEN

Die Hofgemeinschaft Heggelbach ist ein sehr vielseitiger Betrieb. Das verdankt der Hof der Tatsache, dass die Menschen, die dort arbeiten und leben, sehr unterschiedlich und individuell sind. «Man muss im Prinzip diese Unterschiedlichkeit anerkennen und als Schatz nach vorne stellen und nicht das Ziel haben, dass alle gleich ticken müssen. In der Vielfalt liegt auch die Chance und Resilienz eines solchen Betriebes», sagt Florian Reyer. Wichtig ist auch, dass der Fokus darauf liegt, eine gemeinsame Vision umzusetzen. Der Rest ist Privatsache. Da braucht es auch genügend Rückzugsräume. Immer wieder werden externe Berater für Supervisionen einbezogen, um bestimmte soziale Prozesse zu reflektieren und weiter zu entwickeln.
Ein wichtiges Element sind die Hofabende, wo die betrieblichen Belange besprochen und entschieden werden, aber auch in lockerer Atmosphäre Zeit miteinander verbracht und sich auch anders begegnet werden kann als im Arbeitsalltag.

WIRTSCHAFTLICHKEIT

Seit der Gründung der Hofgemeinschaft ist die Wirtschaftlichkeit des Betriebes ein wichtiges Thema. Der Gesamtbetrieb ist in verschiedene Geschäftsfelder aufgeteilt, die jeweils ein eigenes Budget haben und wo das Ziel ist, dass in jedem einzelnen Bereich die Ausgaben durch die Einnahmen gedeckt sind. Das wird allerdings flexibel gehandhabt, da klar ist, dass bei Umstrukturierungen oder grösseren Investitionen oftmals einige Zeit vergeht, bis die Kosten durch die Einnahmen gedeckt werden können.

Was als Überschuss erwirtschaftet wird, fliesst in die weitere Entwicklung des Betriebes.
Wir wünschen diesem experimentierfreudigen und innovativen Betrieb und allen seinen MitarbeiterInnen alles Gute für die Zukunft!

Wir freuen uns, wenn Sie diesen Beitrag mit Ihrem Netzwerk teilen!

Heggelbacher Hof

EIN GROSSES EXPERIMENTIERFELD

Für dieses Hofporträt habe ich einige Stunden mit Florian Reyer verbracht. Er zeigte mir den Boden, der voller Wurmlöcher war, und andere Bereiche des Hofes. Schnell wurde klar, dass die Menschen von der Hofgemeinschaft Heggelbach Freude an Innovation haben und experimentierfreudig in ganz unterschiedlichen Bereichen sind. Wir sprachen über vieles, auch darüber, dass einseitiges industrielles Denken in der Landwirtschaft überwunden und durch ein komplexeres, dem Leben mehr gerecht werdendes Denken ersetzt werden muss. Davon wird für die Zukunft viel abhängen. Darin sind wir uns einig. Wie eigentlich immer hatte ich auch nach diesem Hofbesuch das Gefühl, dass ich nur einen Bruchteil dessen gesehen und erfahren habe, was dieses eindrucksvolle Hofprojekt ausmacht.

Die Hofgemeinschaft Heggelbach liegt ganz in der Nähe des Bodensees in Herdwangen-Schönach, etwa fünfzehn Kilometer von Überlingen entfernt. Der Hof wird seit über 30 Jahren gemeinschaftlich bewirtschaftet. Am Anfang standen drei junge Familien, die den Hof gekauft haben, um gemeinsam biologisch-dynamisch zu wirtschaften und davon zu leben. Inzwischen wird der Hof von sechs Familien mit 12 verantwortlichen Mitarbeitern bewirtschaftet. Insgesamt arbeiten etwa 30 Menschen auf dem Hof. Entstanden ist ein sehr vielfältiger Betrieb mit hoher Produktivität. Neben dem Getreide- und Futterbau werden verschiedene Gemüse in vielfältiger Fruchtfolge angebaut. Ausserdem gibt es eine Gemüse- Aufbereitung und Verarbeitung, eine Milchkuhherde, Mastschweine, eine Käserei und eine Backstube. Neuerdings werden auch Blumen angebaut, die zu Sträussen gebunden und auf dem Wochenmarkt und in einem Bioladen verkauft werden. Auch die nachhaltige Energieerzeugung ist ein wichtiges Thema. Und in drei Ferienwohnungen unterschiedlicher Grösse können Gäste das Leben auf dem Hof miterleben und geniessen.

Sämtliche gewerblichen Tätigkeiten und Bereiche sind in der Heggelbach Süd GbR zusammengefasst. Die Kühe werden ausschliesslich mit Gras, Klee und Heu gefüttert. Das gefällt nicht nur den Kühen, sondern ist auch Grundlage für die herausragende Qualität beim Käse, die von vielen Kunden sehr geschätzt wird.

Betriebsspiegel
95 ha Ackerland, davon ca. 27 ha Kleegras als Futter für die Kühe und Rinder
20 ha Gemüse mit Rote Bete, Sellerie, Pastinaken, Wurzelpetersilie, Zwiebeln, Lauchzwiebeln und Zuckermais auf ca. 12 ha Speisekartoffeln
30 ha Getreide, hauptsächlich Triticale und Winterweizen im Gemenge mit Wintererbsen und Untersaaten
5 ha Ackerbohnen, ebenfalls mit Untersaat angesät
50 Kühe, ein Stier und dessen Nachkommen
240 Mastschweine

Ackerland, davon ca. 27 ha Kleegras als Futter für die Kühe und Rinder

Gemüse mit Rote Bete, Sellerie, Pastinaken, Wurzelpetersilie, Zwiebeln, Lauchzwiebeln und Zuckermais auf ca. 12 ha Speisekartoffeln

Getreide, hauptsächlich Triticale und Winterweizen im Gemenge mit Wintererbsen und Untersaaten

Ackerbohnen, ebenfalls mit Untersaat angesät

Kühe, ein Stier und dessen Nachkommen

Mastschweine

INTERESSIERT AN LANGFRISTIGEN BEZIEHUNGEN

Der Hof arbeitet seit vielen Jahren sehr partnerschaftlich und erfolgreich mit dem Naturkosthändler Bodan in Überlingen zusammen, der das Gemüse und den Käse im süddeutschen Raum an viele Naturkostläden verteilt. Gemeinsam mit Bodan und anderen Biobetrieben der Region war der Hof an der Gründung des Netzwerks WIR Bio Power Bodensee beteiligt.

Mit den Firmen Feneberg im Allgäu und EDEKA Südwest konnte ebenfalls eine langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit aufgebaut werden. Eine Direktvermarktung bietet der Heggelbachhof für Gastronomen aus der Umgebung und die Kurkliniken in Überlingen an, welche seit vielen Jahren zweimal in der Woche mit Gemüse und Käse beliefert werden.

REGENERATIVE ENERGIEGEWINNUNG

Der Heggelbachhof will einen konkreten und praktischen Beitrag zur Energiewende leisten und hat dafür ein Energiekonzept entwickelt und umgesetzt, das schon eine beeindruckende Form angenommen hat, aber immer noch weiterentwickelt wird.

Die Wärme und ein Teil der Elektrizität werden durch eine Holz-Kraft-Anlage (Holzvergaser) produziert, die 100 KW thermische und 45 KW elektrische Leistung erzeugen kann. Ab dem Jahr 2006 wurden schrittweise mehrere Photovoltaikdachanlagen gebaut. Für die Umsetzung des nachhaltigen Energiekonzeptes und die Nutzung nachwachsender Rohstoffe wurde die Hofgemeinschaft Heggelbach 2009 von Eurosolar mit dem Deutschen Solarpreis 2009 ausgezeichnet.

Auf einem der Äcker wurde im Jahr 2016 eine 2500 m2 grosse Forschungsanlage zur Doppelnutzung von Energiegewinnung und landwirtschaftlicher Produktion installiert. Als weiterführendes Forschungsthema wurde 2018 gemeinsam mit den Elektrizitätswerken Schönau EWS und der Baywa r.e. ein 150 kWh Akku- Speicher in Betrieb genommen. Für die Zukunft ist geplant, nach und nach den Verbrauch an die eigene Stromerzeugung bzw. die Nutzung des Speichers anzupassen.

Die Wärme des Holzvergasers wird in sämtliche Gebäude des Hofes über ein Wärmenetz verteilt. Zusätzlich gibt es einen Pufferspeicher, der kurze Stillstände des Blockheizkraftwerks überbrücken kann. Das Wärmenetz wird systematisch ausgebaut, um eine möglichst effiziente Nutzung der Wärme zu erreichen. Neben den Wohnhäusern wird die Heutrocknung mit Wärme versorgt und mit dem Neubau der Käserei kann auch dieser Arbeitsbereich mit eigener Wärme versorgt werden.

BODENFRUCHTBARKEIT

Ein wesentliches Element in der Pflege der Bodenfruchtbarkeit ist eine vielseitige und abwechslungsreiche Fruchtfolge. Eine möglichst ganzjährige Bodenbedeckung mit verschiedensten Pflanzen oder Mulch durch das ganze Jahr soll helfen, Nährstoffverluste und Erosion zu vermeiden. Die Bodenbearbeitung wird auf die jeweilige Bodenstruktur abgestimmt.

Der anfallende hofeigene Rinder- und Schweinemist wird kompostiert und mit der Rindergülle als Düngung verwendet. Er wird so ausgebracht, dass die Pflanzen die Nährstoffe aufnehmen können und lebend einbauen. Der Acker wird mit möglichst geringen Fahrzeuggewichten und nur in einem Zustand befahren, der eine minimale Verdichtung ermöglicht. Die Bodenbearbeitung ist dabei flach wendend mit dem Schälpflug, tiefer wird nur mit dem Grubber gelockert.

Der Heggelbachhof ist ein Demeter-Betrieb und verwendet daher biologisch-dynamische Präparate, die auf dem Hof selbst hergestellt werden. Es gibt zwei Sorten von Präparaten: Die sogenannten Kompostpräparate, die dem natürlichen Dünger in Form von Mist, Pflanzenkompost oder Gülle zugegeben und über diesen Weg auf die Felder und an die Pflanzen gebracht werden.

Ausserdem die Spritzpräparate, welche rhythmisch im Wasser verrührt und auf den Feldern ausgespritzt werden. Das Einrühren erfolgt mit geringen Präparatemengen und in bestimmten Rhythmen, weshalb die Arbeit mit den Präparaten auch als Homöopathie für den Boden bezeichnet werden kann. Hornmist (P 500) regt die Bodenaktivität an, fördert Wurzelwachstum und aktiviert das Eigenleben des Bodens. Hornkiesel (P 501) fördert und ordnet den Stoffwechsel der Pflanzen (Photosynthese), stärkt die Widerstandskraft gegenüber Schädlingen und fördert harmonische Wachstums- und Reifeprozesse sowie die Lagerfähigkeit.
Ein weiteres Element ist bei der Hofgemeinschaft Heggelbach die Flächenrotte. Dabei werden Zwischenfrüchte ganz flach in den Boden eingearbeitet und zerkleinert. Durch den Prozess entsteht eine sehr gute Bodenstruktur mit hoher Nährstoffverfügbarkeit. Auf über 20 Hektar wird Gemüse angebaut, was eine Herausforderung darstellt. Schliesslich will man möglichst viel von den stark zehrenden Kulturen ernten und gleichzeitig den Boden verbessern.

Seit etwa zwei Jahren laufen dazu Versuche mit der Methode Biostrip-Till. Dabei werden zwischen den Gemüsereihen Streifen mit Leguminosen und Getreide angelegt. Das soll für eine hohe Photosyntheseleistung, also Durchwurzelung und Bewuchs, auch in der Zeit sorgen, wo die Gemüsepflanzen noch klein sind, und es sollen sich dadurch auch andere Bodenfunktionen wie der Erosionsschutz verbessern.

Um das machen zu können, wurde passende Technik angeschafft und auf die individuellen Verhältnisse hin umgebaut, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Wie wirkt sich das System auf die Gemüseerträge aus? «Bisher ist es noch in der Versuchsphase, wir lernen ständig dazu. Bisher haben wir eher weniger Erträge gehabt, weil wir auch Fehler gemacht haben. Wir müssen das System in den nächsten Jahren weiterentwickeln und dann kann ich mir vorstellen, dass wir die Erträge halten, oder sogar verbessern können. Wir machen das auch, um Wetterextreme besser abpuffern zu können. Wir versprechen uns also insbesondere langfristig Vorteile davon», sagt Florian Reyer.

Ungewöhnlich sind auch die Experimente im Kartoffelbau. Auch hier wird mit Untersaaten gearbeitet: «Im Dammtal säen wir eine Mischung aus Gras, Spitzwegerich und ein wenig Klee. Darauf fahren wir dann auch bei der Ernte. Und auf den Dammflanken und auf der Dammspitze säen wir eine vielfältige blühende Mischung aus Sonnenblumen, Ölleinen, Phazelia und anderen Pflanzen, die dann den Damm begrünen, sobald das Laub der Kartoffel beginnt abzusterben.»

Ein weiterer Effekt ist, dass die Begleitpflanzen die Drahtwürmer von den Kartoffeln weglocken sollen. Ausserdem schützt die Begrünung die Dämme vor Erosion, was bei starkem Regen früher immer ein Problem darstellte. Der Ernteertrag ist bisher bei dieser Anbaumethode stabil geblieben.

SOZIALES LEBEN

Die Hofgemeinschaft Heggelbach ist ein sehr vielseitiger Betrieb. Das verdankt der Hof der Tatsache, dass die Menschen, die dort arbeiten und leben, sehr unterschiedlich und individuell sind. «Man muss im Prinzip diese Unterschiedlichkeit anerkennen und als Schatz nach vorne stellen und nicht das Ziel haben, dass alle gleich ticken müssen. In der Vielfalt liegt auch die Chance und Resilienz eines solchen Betriebes», sagt Florian Reyer. Wichtig ist auch, dass der Fokus darauf liegt, eine gemeinsame Vision umzusetzen. Der Rest ist Privatsache. Da braucht es auch genügend Rückzugsräume. Immer wieder werden externe Berater für Supervisionen einbezogen, um bestimmte soziale Prozesse zu reflektieren und weiter zu entwickeln.
Ein wichtiges Element sind die Hofabende, wo die betrieblichen Belange besprochen und entschieden werden, aber auch in lockerer Atmosphäre Zeit miteinander verbracht und sich auch anders begegnet werden kann als im Arbeitsalltag.

WIRTSCHAFTLICHKEIT

Seit der Gründung der Hofgemeinschaft ist die Wirtschaftlichkeit des Betriebes ein wichtiges Thema. Der Gesamtbetrieb ist in verschiedene Geschäftsfelder aufgeteilt, die jeweils ein eigenes Budget haben und wo das Ziel ist, dass in jedem einzelnen Bereich die Ausgaben durch die Einnahmen gedeckt sind. Das wird allerdings flexibel gehandhabt, da klar ist, dass bei Umstrukturierungen oder grösseren Investitionen oftmals einige Zeit vergeht, bis die Kosten durch die Einnahmen gedeckt werden können.

Was als Überschuss erwirtschaftet wird, fliesst in die weitere Entwicklung des Betriebes.
Wir wünschen diesem experimentierfreudigen und innovativen Betrieb und allen seinen MitarbeiterInnen alles Gute für die Zukunft!

Wir freuen uns, wenn Sie diesen Beitrag mit Ihrem Netzwerk teilen!