

Gründüngung – Futterbau für die Bodentiere
«Gründüngung» ist eine irreführende Bezeichnung, denn grüne Pflanzenteile «düngen» nicht, sie kommen im Boden natürlicherweise nicht vor. Das Bodenleben ist nicht darauf eingestellt, etwa frisch eingepflügte Pflanzenteile zu zersetzen. Das Bodenleben braucht jedoch Wurzelausscheidungen sowie abgestoßene kleinste Wurzelteilchen als energiereiche Energienahrung – Gründüngung ist Futterbau für die Bodentiere! Im Lauf der Fruchtfolge sollte der Ackerboden daher möglichst ständig mit Pflanzen bedeckt und von Wurzeln durchzogen sein. Dies kann durch Zwischenfruchtbau, Untersaaten, Mischkulturen oder Gründüngungs-Brachen erreicht werden.
Wenn der Boden kompakt geworden ist, ist vor der Saat der Gründüngungsgemenge eine nichtwendende Unterkrumen-Lockerung eine notwendige Voraussetzung, damit die Wurzeln schnell und tief in die untere Krume eindringen und sie dicht durchwurzeln können. (>>> Siehe dazu auch Artikel zur Bodenlockerung.)
Am effektivsten sind winterharte Zwischenfrüchte vor einer Sommerung, weil dann auch über den Winter Wurzeln den Boden verlebendigen können.
Auch Futtergemenge oder die Rotationsbrache werden im späten Frühjahr, im Sommer oder im frühen Herbst am besten nach der nichtwendenden Lockerung angebaut, damit sie mit ihren vielfältigen Wurzeln das Bodenprofil wesentlich rascher durchdringen können als ohne die Lockerung. Auch wenn die ausgewählten Grünpflanzen eine hohe Wurzelleistung besitzen – nach einer Lockerung wachsen die Wurzeln immer schneller als ohne Lockerung und können dann noch wesentlich mehr für den Aufbau der Bodengare tun.
Nach der Gründüngung, die im Regelfall nach Bodenlockerung ein lebendiges Bodenprofil hinterlässt, ist dann im Herbst oder Frühjahr die Ansaat der Hauptfrüchte in diese Bodengare hinein nach nur flacher Bodenbearbeitung, zum Beispiel mit Mulchsaatverfahren, möglich und sinnvoll.
Somit wird durch die Verlegung der Grundbodenbearbeitung – weg von den Hauptfrüchten, hin zur Kombination mit der Gründüngung – die vorbereitende Wirkung der Gründüngung für die Ertragsleistung der Hauptfrüchte wesentlich erhöht.
Selbstverständlich ist die Lockerung nicht nötig, wenn der Boden bereits locker und krümelig ist – die Spatendiagnose ist deshalb besonders wichtig, um den Bodenzustand zu kontrollieren. Oft ist aber nach der Ernte die Unterkrume verdichtet, so daß es sich lohnt, die Lockerung vor den Zwischenfrüchten durchzuführen.
Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, daß die tiefe Bodenbearbeitung in die Zeiten trockenen Bodens verlegt und dadurch die Gefahr der Bodenschädigung bei zu nasser Bearbeitung vermindert wird.

Saat
Gründüngung sollte, wenn immer möglich, im Gemenge erfolgen. Vielfalt stabilisiert die Bodenfruchtbarkeit und hier kann innerhalb der Fruchtfolge die ackerbauliche Vielfalt deutlich intensiviert werden. Die unterschiedlichen Pflanzenarten unterstützen sich – so können zum Beispiel schnell wachsende mit ersten
großen Blättern wie Buchweizen, Sonnenblumen oder Phacelia langsamer keimenden wie den Kleearten bei Trockenheit einen Auflaufschutz durch Schattengare bieten. Dabei können leistungsfähige Gründüngungspflanzen auch mit wenig Blattmasse bereits tiefes feines Wurzelwerk bilden, zum Beispiel Wicken und Erbsen.
Die Aussaat der Grüngemische soll «hauptfruchtmäßig» erfolgen, das heißt nach Herstellung eines feinkrümeligen Saatbetts und mit Drill- oder Scheibenscharen, um optimalen Bodenschluss zu gewährleisten. Die Kombination von Geräten ist vor allem im Sommer vor Zwischenfruchtanbau von Vorteil, weil es wichtig ist, in kürzester Zeit nach der Hauptfruchternte die Grüngemengesaat in den Boden zu bekommen und die Restfeuchte für das Auflaufen auszunutzen. Rotorgrubber-Kombinationen, die die nichtwendende Lockerung, die Oberbodenbearbeitung mit Zinkenrotor und die gleichzeitige Saat kombinieren, sind dafür gut geeignete Geräte. In vielen Fällen ist es aber auch sinnvoll, mit dem stärksten Schlepper zunächst nur die exakte Grundbodenbearbeitung, also die Lockerung der Unterkrume, durchzuführen und sofort danach zum Beispiel mit der Kreiseleggen/Sämaschinen-Kombination das Gemenge einzusäen.
In den meisten Fällen, vor allem im Sommer bei trockenem Boden, ist anschließendes Anwalzen für optimalen Bodenschluss wichtig – am besten mit einer Prismen- oder Cambridge-Walze, nicht mit einer Glattwalze, damit die Bodenoberfläche rauh bleibt und nicht verschlämmt.
Wenn dies alles beachtet wurde, sollte bei normalen Witterungsverhältnissen der Auflauf der Gründüngung zügig erfolgen – trotzdem darf man sich nicht entmutigen lassen, wenn nicht sofort ein dichter grüner Pelz über dem Acker liegt. Die besten Gründüngungspflanzen haben ihre Hauptleistung im Wurzelbereich, können also mit wenig Grünmasse viel Wurzeln bilden. Deshalb ist immer wieder mit der Spatendiagnose zu beobachten, daß selbst kleinste Pflänzchen bereits die gesamte Krume durchwurzelt haben. Wir müssen also lernen, die Leistung der Gründüngung mit dem Spaten zu beurteilen und nicht anhand der Grünmasse, die oberirdisch wächst.
Das Ausbringen von Grünsämereien mit dem Düngerstreuer ist meistens nicht optimal – hier ist der Kontakt mit frisch bearbeiteter, feuchter Feinerde kaum realisierbar und es entstehen Auflaufverluste. Wenn man keine andere Möglichkeit hat, muß ein Drittel Zuschlag auf die übliche Saatmenge gemacht werden. Für die Ausbringung unterschiedlicher Samengrößen und -gewichte ist der Schleuderstreuer sowieso nicht geeignet, weil sich das Saatgut im Flug entmischt.

«Ernte» der Gründüngung
«Ernte» steht in Anführungszeichen, weil das Wort Gründüngung ja eigentlich beinhaltet, dass das Grüngut nicht geerntet, also vom Acker abgefahren und verwertet wird. Dennoch muss nochmals betont werden, dass es in der Natur nicht vorkommt, dass frische Grünmasse in den Boden eingebracht wird. Deshalb ist es meistens sinnvoller, Grünmasse zu verfüttern und nach dem Durchgang über den Viehmagen als gut kompostierten Stallmist wieder zurück in den Boden zu bekommen. Dies ist jedoch nicht auf jedem Hof möglich und deshalb ist die richtige Einarbeitung ein weiterer wichtiger Punkt, der über den Erfolg der gesamten Gründüngungsmaßnahme entscheidet.
Um nicht abgestorbene Grünmasse unschädlich im Boden einzubringen, sollte sie zunächst anwelken können, also abgeschnitten oder gemulcht werden. Je nach Jahreszeit und Witterung bleibt das Grüngut ein bis eineinhalb Wochen zum Abtrocknen liegen. Danach wird die Erdoberfläche mit dem Grubber oder der Scheibenegge durchfahren, um alles in die obersten drei bis vier Zentimeter Boden einzumischen. Damit wird der Verrottungsvorgang eingeleitet.
Wenn die Gründüngung eine längere Wachstumszeit hatte, also eine Winterzwischenfrucht im Frühjahr, eine Rotations- oder Dauerbrache, so lassen sich die Pflanzen oft selbst durch mehrmaliges Bearbeiten mit dem Grubber nicht vollständig abschneiden. Eine gute Scheibenegge (hohe Scheiben mit mindestens 60 cm Durchmesser) oder ein Schälpflug können hier sinnvoll eingesetzt werden.
Auch die Fräse hat ihre Berechtigung, sie sollte aber flach arbeiten und immer durch Stützräder oder einen Nachläufer abgestützt sein, damit sich die Winkelmesser nicht am Boden abstützen und die gefürchteten Frässohlen bilden. Die Kombination mit einem Vorgrubber ist ideal, weil die Fräsmesser dann im angehobenen, fließenden Erdstrom arbeiten.
Sehr flaches Fräsen bei intensiver Vermischung der Pflanzenmasse mit Erde, oft kombiniert mit gleichzeitigem Einbringen von Fermenten, Bakterien- oder biodynamischen Präparaten wird oft als sogenannte „Flächenrotte“ praktiziert.
Es ist wichtig, genau darauf zu achten, dass vor allem die winterharten Pflanzen der Gründüngung wirklich komplett abgeschnitten und damit am Weiterwachsen gehindert wurden, um keine Probleme mit Durchwuchs in den Nachfrüchten zu bekommen. Die Samen durchwachsender Winterwicken in Sommerweizen zum Beispiel können aus dem Erntegut kaum herausgereinigt werden und können sich so ungewollt im gesamten Betrieb verbreiten. Deshalb muss man genau darauf achten, welche Grünpflanzen vor welcher Nachfrucht stehen und gegebenenfalls durch die richtige Technik wie Scheibenegge, Fräse oder Schälpflug für exaktes Abschneiden und entsprechende Nachfolgebearbeitung sorgen.
Gründüngung soll auch helfen, Nährstoffkreisläufe schließen. Deshalb ist es besonders wichtig, gespeicherte Nährstoffe wie den Stickstoff durch ein Umbrechen zur Unzeit nicht der Auswaschung als Nitrat preiszugeben. Die Wahl des richtigen Umbruchzeitpunktes und der Umbruchtechnik ist dafür entscheidend. Der Umbruch sollte flach erfolgen und die nächste Kultur möglichst zeitnah in Mulchsaattechnik ausgesät werden, so dass nahtlos die neuen Wurzeln den Boden erschließen und die Nährstoffe binden können.

Mittlerweile bieten viele Saatgutfirmen Gründüngungsmischungen für verschiedene Standorte und Verwendungszwecke an. Wer jedoch eigene Mischungen zusammenstellen will, geht folgendermaßen zur Saatmengenberechnung vor:
Gewünschte Anteile der jeweiligen Pflanzen im Gemenge in Prozent festlegen. Diese Prozentzahlen mit den jeweiligen Reinsaatmengen der Pflanzen multiplizieren – das ergibt die Saatmengen im gewünschten Gemenge!
Für die Zusammenstellung eigener Saatmischungen hier eine Tabelle mit den Reinsaatmengen verschiedener Gründüngungspflanzen:
Reinsaatmengen Gründüngungspflanzen (kg/ha)
Leguminosen | |
Winterwicke | 100 |
Sommerwicke | 80 |
Felderbse | 150 |
Wintererbse | 150 |
Platterbse | 150 |
Ackerbohne, Winterackerbohne | 190 |
Lupine (gelb, blau, weiss) | 180 |
Luzerne | 25 |
Gelbklee | 20 |
Rotklee | 15 |
Weißklee, Schwedenklee | 10 |
Steinklee | 25 |
Wundklee, Hornschotenklee | 15 |
Inkarnatklee | 25 |
Alexandrinerklee | 30 |
Perserklee | 15 |
Erdklee | 25 |
Esparsette | 150 |
Serradella | 35 |
Kreuzblütler | |
Raps, Rübsen, Senf | 15 |
Ölrettich | 20 |
Gräser | |
Deutsches, welsches, einjähriges Weidelgras | 40 |
Wiesenschwingel, Rotschwingel | 30 |
Knaulgras | 20 |
Wiesenrispe | 15 |
Wehrlose Trespe | 40 |
Grünroggen, Waldstaudenroggen | 130 |
Futterhirse, Rispenhirse | 25 |
Sonstige | |
Buchweizen | 60 |
Phacelia | 10 |
Sonnenblume | 25 |
Lein | 80 |
Kleiner Wiesenknopf | 10 |
Kulturmalve | 5 |
Kümmel | 15 |
Text von Dr. Ulrich Hampl
Dr. Ulrich Hampl, Diplomagraringenieur TU München-Freising, Promotion zur Beratung in der Landwirtschaft an der Universität Hohenheim, zertifizierter Bauerhofpädagoge, Prozessbegleiter, Systemischer Coach in der Landwirtschaft. Er ist Mitglied der Projektleitung des Bodenfruchtbarkeitsfonds der Bio-Stiftung Schweiz und zuständig für die Begleitung und Beratung der Partnerhöfe bei deren Bodenentwicklung.
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Gründüngung – Futterbau für die Bodentiere
«Gründüngung» ist eine irreführende Bezeichnung, denn grüne Pflanzenteile «düngen» nicht, sie kommen im Boden natürlicherweise nicht vor. Das Bodenleben ist nicht darauf eingestellt, etwa frisch eingepflügte Pflanzenteile zu zersetzen. Das Bodenleben braucht jedoch Wurzelausscheidungen sowie abgestoßene kleinste Wurzelteilchen als energiereiche Energienahrung – Gründüngung ist Futterbau für die Bodentiere! Im Lauf der Fruchtfolge sollte der Ackerboden daher möglichst ständig mit Pflanzen bedeckt und von Wurzeln durchzogen sein. Dies kann durch Zwischenfruchtbau, Untersaaten, Mischkulturen oder Gründüngungs-Brachen erreicht werden.
Wenn der Boden kompakt geworden ist, ist vor der Saat der Gründüngungsgemenge eine nichtwendende Unterkrumen-Lockerung eine notwendige Voraussetzung, damit die Wurzeln schnell und tief in die untere Krume eindringen und sie dicht durchwurzeln können. (>>> Siehe dazu auch Artikel zur Bodenlockerung.)
Am effektivsten sind winterharte Zwischenfrüchte vor einer Sommerung, weil dann auch über den Winter Wurzeln den Boden verlebendigen können.
Auch Futtergemenge oder die Rotationsbrache werden im späten Frühjahr, im Sommer oder im frühen Herbst am besten nach der nichtwendenden Lockerung angebaut, damit sie mit ihren vielfältigen Wurzeln das Bodenprofil wesentlich rascher durchdringen können als ohne die Lockerung. Auch wenn die ausgewählten Grünpflanzen eine hohe Wurzelleistung besitzen – nach einer Lockerung wachsen die Wurzeln immer schneller als ohne Lockerung und können dann noch wesentlich mehr für den Aufbau der Bodengare tun.
Nach der Gründüngung, die im Regelfall nach Bodenlockerung ein lebendiges Bodenprofil hinterlässt, ist dann im Herbst oder Frühjahr die Ansaat der Hauptfrüchte in diese Bodengare hinein nach nur flacher Bodenbearbeitung, zum Beispiel mit Mulchsaatverfahren, möglich und sinnvoll.
Somit wird durch die Verlegung der Grundbodenbearbeitung – weg von den Hauptfrüchten, hin zur Kombination mit der Gründüngung – die vorbereitende Wirkung der Gründüngung für die Ertragsleistung der Hauptfrüchte wesentlich erhöht.
Selbstverständlich ist die Lockerung nicht nötig, wenn der Boden bereits locker und krümelig ist – die Spatendiagnose ist deshalb besonders wichtig, um den Bodenzustand zu kontrollieren. Oft ist aber nach der Ernte die Unterkrume verdichtet, so daß es sich lohnt, die Lockerung vor den Zwischenfrüchten durchzuführen.
Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, daß die tiefe Bodenbearbeitung in die Zeiten trockenen Bodens verlegt und dadurch die Gefahr der Bodenschädigung bei zu nasser Bearbeitung vermindert wird.

Saat
Gründüngung sollte, wenn immer möglich, im Gemenge erfolgen. Vielfalt stabilisiert die Bodenfruchtbarkeit und hier kann innerhalb der Fruchtfolge die ackerbauliche Vielfalt deutlich intensiviert werden. Die unterschiedlichen Pflanzenarten unterstützen sich – so können zum Beispiel schnell wachsende mit ersten
großen Blättern wie Buchweizen, Sonnenblumen oder Phacelia langsamer keimenden wie den Kleearten bei Trockenheit einen Auflaufschutz durch Schattengare bieten. Dabei können leistungsfähige Gründüngungspflanzen auch mit wenig Blattmasse bereits tiefes feines Wurzelwerk bilden, zum Beispiel Wicken und Erbsen.
Die Aussaat der Grüngemische soll «hauptfruchtmäßig» erfolgen, das heißt nach Herstellung eines feinkrümeligen Saatbetts und mit Drill- oder Scheibenscharen, um optimalen Bodenschluss zu gewährleisten. Die Kombination von Geräten ist vor allem im Sommer vor Zwischenfruchtanbau von Vorteil, weil es wichtig ist, in kürzester Zeit nach der Hauptfruchternte die Grüngemengesaat in den Boden zu bekommen und die Restfeuchte für das Auflaufen auszunutzen. Rotorgrubber-Kombinationen, die die nichtwendende Lockerung, die Oberbodenbearbeitung mit Zinkenrotor und die gleichzeitige Saat kombinieren, sind dafür gut geeignete Geräte. In vielen Fällen ist es aber auch sinnvoll, mit dem stärksten Schlepper zunächst nur die exakte Grundbodenbearbeitung, also die Lockerung der Unterkrume, durchzuführen und sofort danach zum Beispiel mit der Kreiseleggen/Sämaschinen-Kombination das Gemenge einzusäen.
In den meisten Fällen, vor allem im Sommer bei trockenem Boden, ist anschließendes Anwalzen für optimalen Bodenschluss wichtig – am besten mit einer Prismen- oder Cambridge-Walze, nicht mit einer Glattwalze, damit die Bodenoberfläche rauh bleibt und nicht verschlämmt.
Wenn dies alles beachtet wurde, sollte bei normalen Witterungsverhältnissen der Auflauf der Gründüngung zügig erfolgen – trotzdem darf man sich nicht entmutigen lassen, wenn nicht sofort ein dichter grüner Pelz über dem Acker liegt. Die besten Gründüngungspflanzen haben ihre Hauptleistung im Wurzelbereich, können also mit wenig Grünmasse viel Wurzeln bilden. Deshalb ist immer wieder mit der Spatendiagnose zu beobachten, daß selbst kleinste Pflänzchen bereits die gesamte Krume durchwurzelt haben. Wir müssen also lernen, die Leistung der Gründüngung mit dem Spaten zu beurteilen und nicht anhand der Grünmasse, die oberirdisch wächst.
Das Ausbringen von Grünsämereien mit dem Düngerstreuer ist meistens nicht optimal – hier ist der Kontakt mit frisch bearbeiteter, feuchter Feinerde kaum realisierbar und es entstehen Auflaufverluste. Wenn man keine andere Möglichkeit hat, muß ein Drittel Zuschlag auf die übliche Saatmenge gemacht werden. Für die Ausbringung unterschiedlicher Samengrößen und -gewichte ist der Schleuderstreuer sowieso nicht geeignet, weil sich das Saatgut im Flug entmischt.

«Ernte» der Gründüngung
«Ernte» steht in Anführungszeichen, weil das Wort Gründüngung ja eigentlich beinhaltet, dass das Grüngut nicht geerntet, also vom Acker abgefahren und verwertet wird. Dennoch muss nochmals betont werden, dass es in der Natur nicht vorkommt, dass frische Grünmasse in den Boden eingebracht wird. Deshalb ist es meistens sinnvoller, Grünmasse zu verfüttern und nach dem Durchgang über den Viehmagen als gut kompostierten Stallmist wieder zurück in den Boden zu bekommen. Dies ist jedoch nicht auf jedem Hof möglich und deshalb ist die richtige Einarbeitung ein weiterer wichtiger Punkt, der über den Erfolg der gesamten Gründüngungsmaßnahme entscheidet.
Um nicht abgestorbene Grünmasse unschädlich im Boden einzubringen, sollte sie zunächst anwelken können, also abgeschnitten oder gemulcht werden. Je nach Jahreszeit und Witterung bleibt das Grüngut ein bis eineinhalb Wochen zum Abtrocknen liegen. Danach wird die Erdoberfläche mit dem Grubber oder der Scheibenegge durchfahren, um alles in die obersten drei bis vier Zentimeter Boden einzumischen. Damit wird der Verrottungsvorgang eingeleitet.
Wenn die Gründüngung eine längere Wachstumszeit hatte, also eine Winterzwischenfrucht im Frühjahr, eine Rotations- oder Dauerbrache, so lassen sich die Pflanzen oft selbst durch mehrmaliges Bearbeiten mit dem Grubber nicht vollständig abschneiden. Eine gute Scheibenegge (hohe Scheiben mit mindestens 60 cm Durchmesser) oder ein Schälpflug können hier sinnvoll eingesetzt werden.
Auch die Fräse hat ihre Berechtigung, sie sollte aber flach arbeiten und immer durch Stützräder oder einen Nachläufer abgestützt sein, damit sich die Winkelmesser nicht am Boden abstützen und die gefürchteten Frässohlen bilden. Die Kombination mit einem Vorgrubber ist ideal, weil die Fräsmesser dann im angehobenen, fließenden Erdstrom arbeiten.
Sehr flaches Fräsen bei intensiver Vermischung der Pflanzenmasse mit Erde, oft kombiniert mit gleichzeitigem Einbringen von Fermenten, Bakterien- oder biodynamischen Präparaten wird oft als sogenannte „Flächenrotte“ praktiziert.
Es ist wichtig, genau darauf zu achten, dass vor allem die winterharten Pflanzen der Gründüngung wirklich komplett abgeschnitten und damit am Weiterwachsen gehindert wurden, um keine Probleme mit Durchwuchs in den Nachfrüchten zu bekommen. Die Samen durchwachsender Winterwicken in Sommerweizen zum Beispiel können aus dem Erntegut kaum herausgereinigt werden und können sich so ungewollt im gesamten Betrieb verbreiten. Deshalb muss man genau darauf achten, welche Grünpflanzen vor welcher Nachfrucht stehen und gegebenenfalls durch die richtige Technik wie Scheibenegge, Fräse oder Schälpflug für exaktes Abschneiden und entsprechende Nachfolgebearbeitung sorgen.
Gründüngung soll auch helfen, Nährstoffkreisläufe schließen. Deshalb ist es besonders wichtig, gespeicherte Nährstoffe wie den Stickstoff durch ein Umbrechen zur Unzeit nicht der Auswaschung als Nitrat preiszugeben. Die Wahl des richtigen Umbruchzeitpunktes und der Umbruchtechnik ist dafür entscheidend. Der Umbruch sollte flach erfolgen und die nächste Kultur möglichst zeitnah in Mulchsaattechnik ausgesät werden, so dass nahtlos die neuen Wurzeln den Boden erschließen und die Nährstoffe binden können.

Mittlerweile bieten viele Saatgutfirmen Gründüngungsmischungen für verschiedene Standorte und Verwendungszwecke an. Wer jedoch eigene Mischungen zusammenstellen will, geht folgendermaßen zur Saatmengenberechnung vor:
Gewünschte Anteile der jeweiligen Pflanzen im Gemenge in Prozent festlegen. Diese Prozentzahlen mit den jeweiligen Reinsaatmengen der Pflanzen multiplizieren – das ergibt die Saatmengen im gewünschten Gemenge!
Für die Zusammenstellung eigener Saatmischungen hier eine Tabelle mit den Reinsaatmengen verschiedener Gründüngungspflanzen:
Reinsaatmengen Gründüngungspflanzen (kg/ha)
Leguminosen | |
Winterwicke | 100 |
Sommerwicke | 80 |
Felderbse | 150 |
Wintererbse | 150 |
Platterbse | 150 |
Ackerbohne, Winterackerbohne | 190 |
Lupine (gelb, blau, weiss) | 180 |
Luzerne | 25 |
Gelbklee | 20 |
Rotklee | 15 |
Weißklee, Schwedenklee | 10 |
Steinklee | 25 |
Wundklee, Hornschotenklee | 15 |
Inkarnatklee | 25 |
Alexandrinerklee | 30 |
Perserklee | 15 |
Erdklee | 25 |
Esparsette | 150 |
Serradella | 35 |
Kreuzblütler | |
Raps, Rübsen, Senf | 15 |
Ölrettich | 20 |
Gräser | |
Deutsches, welsches, einjähriges Weidelgras | 40 |
Wiesenschwingel, Rotschwingel | 30 |
Knaulgras | 20 |
Wiesenrispe | 15 |
Wehrlose Trespe | 40 |
Grünroggen, Waldstaudenroggen | 130 |
Futterhirse, Rispenhirse | 25 |
Sonstige | |
Buchweizen | 60 |
Phacelia | 10 |
Sonnenblume | 25 |
Lein | 80 |
Kleiner Wiesenknopf | 10 |
Kulturmalve | 5 |
Kümmel | 15 |
Text von Dr. Ulrich Hampl
Dr. Ulrich Hampl, Diplomagraringenieur TU München-Freising, Promotion zur Beratung in der Landwirtschaft an der Universität Hohenheim, zertifizierter Bauerhofpädagoge, Prozessbegleiter, Systemischer Coach in der Landwirtschaft. Er ist Mitglied der Projektleitung des Bodenfruchtbarkeitsfonds der Bio-Stiftung Schweiz und zuständig für die Begleitung und Beratung der Partnerhöfe bei deren Bodenentwicklung.
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